Der Kohleausstieg in Deutschland hat problematische Folgen. Denn statt auf sauberen Strom aus Erneuerbaren Energien zu setzen, wollen Energiekonzerne an der Nordseeküste in umgerüsteten Kohlekraftwerken bald massenhaft Holz verbrennen - auch aus wertvollen Wäldern. Das wäre fatal, denn wir brauchen unsere Wälder als Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Deswegen haben wir gemeinsam die SPD-Regierungschefs der Länder und den Bundeskanzler aufgefordert mit uns echte klimafreundliche Lösungen für die Energie- und Wärmewende anzugehen.
Trotz aller „Greenwashing“-Versuche: Holzverbrennung im großen Stil ist nicht besser für das Klima als weiter Kohle zu verbrennen. Denn Wälder speichern große Mengen CO2, das durch die Verbrennung auf einen Schlag freigesetzt wird. Wir können nicht warten, bis eventuell in ein paar Jahrzehnten Bäume nachgewachsen sind und das CO2 wieder aufgenommen haben. Dann ist es zu spät, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Wir müssen jetzt die Emissionen reduzieren. Unsere Wälder müssen jetzt mehr Kohlenstoff speichern, nicht weniger.
Und nicht nur das Klima, auch die Natur würde massiv unter der Holzverbrennung an der Küste leiden. Denn umgerüstete Kohlekraftwerke haben einen gigantischen Holzhunger, wie Beispiele in den Niederlanden und Großbritannien zeigen. In den Pelletexportländern verschwinden dafür die Wälder. Der weltgrößte Pelletkonzern Enviva betreibt beispielsweise bereits zehn Pelletfabriken an der Südostküste der USA und baut seine Produktion stetig aus – auf Kosten der Artenvielfalt. Die dort wachsenden Naturwälder sind Heimat von fast 2.000 Pflanzenarten, die weltweit nur dort vorkommen. Recherchen von NGOs und Journalist*innen belegen: Enviva bezieht regelmäßig und im großen Maßstab ganze, gesunde Bäume über Kahlschläge in den artenreichen Wäldern und presst sie zu Pellets. In anderen Pelletexportländern wie Estland oder Rumänien bietet sich ein ähnliches Bild.
Warum das Ganze? Die Kraftwerksbetreiber Onyx und HEnW wollen von Kohle- auf Holzverbrennung umsteigen, um ein Schlupfloch bei der CO2-Bepreisung zu nutzen. Denn die Verbrennung von Frischholz wird durch die EU irrigerweise als „erneuerbar“ eingestuft – für die CO2-Emissionen müssen die Kraftwerksbetreiber also keine Zertifikate kaufen. In der Theorie gilt das zwar seit Kurzem nur für „nachhaltige“ Biomasse, in der Praxis sind die Kriterien aber so lasch, dass sie keine Auswirkungen haben werden. Selbst importierte Pellets aus Kahlschlägen können so die Emissionsbilanzen schönen.
Deswegen müssen wir dringend verhindern, dass Pellets in umgerüsteten Kohlekraftwerken verbrannt werden. Über 26.000 Menschen waren derselben Meinung und haben unseren Aufruf unterschrieben. Die Aufrufe gegen die Pläne wurden in Richtung Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven verschickt, wir haben vor Ort protestiert. So konnten wir die Aufmerksamkeit auf die Pläne lenken, den politischen Druck erhöhen. Die Ministerpräsidenten und Bürgermeister können nicht mehr so tun, als ob sie nichts von den Umrüstungsplänen wüssten. Als ob Holz die klimafreundliche Lösung für unsere Kohlekraftwerke ist.
Vielen Dank für Ihr Engagement! Mit Ihrem Rückenwind gehen wir gestärkt in die Auseinandersetzung - und werden weiterhin für den Erhalt unserer Wälder kämpfen.